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o.Univ.Prof.Dr. Elisabeth von Samsonow
Wintersemester 2016/2017 
Vorlesung Anthropologie der Kunst I

 

Was ist/ wie funktioniert ERFOLG?
Die Maschine des Hype und die Schwierigkeit, zu existieren

Donnerstag, 15. Dezember 2016, 13:00-15:00  Gespräch mit Daniel Spoerri
Freitag, 16. Dezember 2016, 9:00-12:00 (nur Vormittags) Prüfungsgespräche
Montag, 19. Dezember 2016


Das in der Kunst absolut in den Vordergrund getretene Motiv des Erfolges orientiert sich an einer Seinslogik des ranking, die man in der Philosophie in dieser Weise nicht findet. Ist womöglich eine Hierarchie der Wesenheiten eine verdeckte Erfolgslogik, weil diejenigen weiter oben sitzen, deren Wirkungsradius der jeweils grössere ist? Man muss entweder die Philosophie unorthodox interpretieren oder eine Philosophie des Erfolges mit der Lupe suchen, beides wird in dieser Vorlesung gemacht. Hängt denn der neuere Erfolg der Philosophie oder bestimmter PhilosophInnen nicht damit zusammen, dass man dazu in der Lage ist, souveräne Karrieretipps zu geben? Trotzdem, es ist offenbar so, dass sich die Philosophie schwer damit tut, der für sie grundlegenden Analyse des Seins eine des „Erfolgs“ aufzusetzen. Erfolg ist keine moralische Kategorie. Die Akzent, die die Philosophie auf das Sein setzt, lauten eher: Ereignis, Freiheit, Glück etc. Die Vorlesung setzt sich mit der Idee des Erfolges in der Kunst und in zeitgenössischen Lebensentwürfen überhaupt auseinander und kontrastiert diese mit dem Vermögen und Unvermögen der Philosophie, Erfolg zu denken. Nicht zuletzt wird gefragt werden müssen, was an „Erfolg“ gegendert ist, warum also Frauen weniger Erfolg haben als Männer, was ja in der Kunst eindeutig gilt.

 
Zur Vorlesung trägt cand.phil Hannah Bruckmüller bei, indem sie das Thema aus der Sicht von Marcel Broodthaers beleuchtet:

Mit der Fama stellt uns die römische Mythologie eine Figur vor, die sich dem Hype verschrieben hat: das behende Forterzählen und Verbreiten einer Kunde ist ihre Profession. Diese (Miss-)Erfolgsproduzentin heizt damit nicht nur die Gerüchteküche, sondern befeuert auch die Erfolgsgeschichten. Im englischen fame finden wir Fama heute aktiver denn je: Spätestens seit Andy Warhol figuriert fame als schillerndes Desiderat, das vermeintlich allen KünstlerInnen zugänglich ist. Anhand ausgewählter case studies der Kunst des 20. Jahrhunderts werden wir uns an die Fersen der Fama heften und die Erfolgsspuren ihres Geflüsters im Dickicht des Kunstgeschehens verfolgen. Ausgangspunkt für eine solche Untersuchung wird Marcel Broodthaers sein, der 1964 auf einer Einladungskarte provokativ konstatierte: „Moi aussi, je me suis demandé si je ne pouvais vendre quelque chose et réussir dans la vie.“ („Auch ich habe mich gefragt, ob ich nicht etwas verkaufen und im Leben Erfolg haben könnte.“)

 

 

Audiomitschnitte

10. Oktober 2016

11. November 2016

25. November 2016

15. Dezember 2016